Gutzmannschule Langenhagen

Linguistische Ebenen

Der Spracherwerb ist auch bei Teens und Jugendlichen noch nicht abgeschlossen. Es werden weiterhin auf allen Sprachebenen Fähigkeiten (Kompetenzen) erworben und erweitert. Allerdings findest dieses Sprachlernen nun nicht mehr kindlich intuitiv statt. Dass Informationsverarbeitung, Sprachverstehen und Sprachproduktion immer komplexer miteinander verknüpft sind, wird bei der Vermittlung sprachlicher Lernstrategien an der Gutzmannschule beachtet.

Welche sprachlichen Auffälligkeiten der Schülerschaft im Sekundarbereich sind die Ausgangslage für unseren Unterricht?

Phonetisch-phonologische Sprachebene (z. B. Laute):

  • Teilweise bestehende „Restsymptome“ wie Lautersetzungen oder Reduktion von Mehrfachkonsonanz 
  • Auffällig verwaschene Aussprache (z. B. bei Zischlauten)
  • Erschwerte Artikulation (z. B. beim „TH“ im Englischunterricht)

Lexikalisch-semantische Sprachebene (z. B. Wortschatz):

  • Ein eng begrenztes Arbeitsgedächtnis für Wörter
  • Geringe Automatisierung sprachlichen Wissens
  • Wortfindungsstörungen und verlangsamter Wortzugriff
  • Ein wenig ausgeprägtes Oberbegriffswissen (z. B. bei Berufsgruppen, Pflanzen, mathematischen Begriffen)

Morphologisch-syntaktische Sprachebene (z. B. Satzbau):

  • Eingeschränktes Aufgabenverständnis
  • Erschwertes Verstehen von W-Fragen (Wann? Warum? Wie?)
  • Entschlüsseln von komplexen Sätzen und Satzgefügen
  • Geringes Verständnis von Funktionswörtern (z. B. nachdem, wegen, außer)

Pragmatisch- kommunikative Sprachebene (z. B. Gesprächsverhalten): 

  • Situationsangemessene Kontaktaufnahme teilweise erschwert
  • Begrenzter Einsatz sprachlicher Umgangsformen
  • Eingeschränkte Möglichkeiten des Versprachlichens von Gedanken und Gefühlen („Theorie of mind“)
  • geringe Fähigkeiten der verbalen Konfliktklärung
  • Durch Begrenzungserleben entwickeltes negatives Selbstbild

Alles Sprachlernen dient dem übergeordneten Ziel, die Entwicklung einer eigenständigenPersönlichkeit bei jeder Schülerin/jedem Schüler zu unterstützen.

Diagnostik von Sprachentwicklungsverzögerungen im Jugendalter

Für eine standardisierte Erfassung des jugendlichen Sprachentwicklungsstandes gibt es derzeit kaum Materialien. Daher sind wir Lehrkräfte auf andere diagnostische Quellen angewiesen, aus denen Förderziele abgeleitet werden können.

Dies sind im Einzelnen:

  • das Schüler–Lehrer–Gespräch im Unterricht
  • mündliche Schüler–Äußerungen (z. B. bei Referaten)
  • schriftsprachliche Arbeitsergebnisse wie Aufsätze, Lernplakate, Präsentationen (wie z. B. Lernplakat)
  • Klassenarbeiten
  • Rollenspiele etc.

Dabei wird in der Regel deutlich, dass im Jugendalter weniger Störungen der Aussprache noch ein Problem darstellen sondern die Entwicklung der Grammatik und Wortbedeutung (siehe Ausführungen unter Punkt Linguistische Ebenen). Beides hat erhebliche Folgen für die Entwicklung der Schriftsprache (z. B. in Textproduktionen wie Aufsätzen).

Merkmale einer sprachförderlich ausgerichteten Lehrersprache

Der Lehrersprache kommt als förderlicher Motor der jugendlichen Sprach-Entwicklung eine weitreichende Bedeutung zu. Folgende Merkmale lassen sich diesbezüglich auflisten:

  • Aktivierung des begrifflichen Wissens der Schüler durch stumme Impulse (z. B. Bilder)
  • Gewährung von Sprechzeit (vor allem bei einer Redefluss-Störung wie Stottern)
  • Wertschätzung der Schüleräußerungen unabhängig von ihrer inhaltlichen oder grammatikalischen Korrektheit
  • der Einsatz eines phonmimischen Handzeichens zur Hervorhebung oder Kontrastierung ähnlich klingender Laute (z. B. zur Differenzierung zwischen Akkusativ und Dativ: den/dem)
  • Betonung grammatikalischer Strukturen durch Pausen, Betonung, Modulation
  • ein in seiner Komplexität auf die Schülerschaft zugeschnittener Wortschatz
  • eindeutige Wortwahl
  • deutliche Aussprache
  • angemessenes Sprechtempo
  • Vermeidung von langen Satzgefügen
  • handlungsbegleitendes Sprechen
  • Einsatz von Korrektur- und Modelliertechniken (wie semantische Erweiterung, Entweder-oder-Fragen, korrektives Feedback etc.)
  • Evozieren grammatikalischer Zielstrukturen

Vor allem das Evozieren (= Hervorlocken) von grammatikalischen Zielstrukturen (z. B. Kasusbildung, Bildung von Nebensätzen oder Verwendung von Oberbegriffen) eignet sich besonders in Verbindung mit dem zunehmendem Erlernen einer Fachsprache im Unterricht. So bieten sich beispielhaft folgende Möglichkeiten:

  • „Zwei Kanten sind senkrecht/parallel zueinander, wenn …“
  • „Wenn ich halbiere, dann rechne ich …“
  • „Diese Zahl ist durch 5 teilbar, weil …“
  • „Zu den festen Blutzellen gehören …“
  • „Zur Wirbeltierklasse der Säugetiere gehören …“
  • „Das Quadrat ist eine Fläche, der Quader ein Körper.“

Didaktisch–methodische Hilfen

  • Rhythmisierung
  • Ritualisierung
  • Visulalisierung
  • grammatische Zielstrukturen (Kontextoptimierung)
  • Oberbegriffsbildung
  • kleine Lerngruppen
    • höherer Sprachanteil der Schülerinnen und Schüler
    • Lautstärke
    • Klassenlehrerprinzip (höhere persönliche Bindung)
  • Metabene
    • Sprachstrukturen

Zusammenarbeit mit außerschulischen Institutionen

Die Zusammenarbeit mit Personen und Institutionen fördert die Schüler/innen individuell in schulischen Belangen und im besonderen in der beruflichen Orientierung.

  • Schulbegleiter
  • Therapeuten
  • Ausbildungslotse
  • Berater der Agentur für Arbeit
  • Werk–statt–Schule
  • Einfach genial – Hand und Hand
  • Berufsbildende Schulen